Historisch waren die US Wahlen 2016. Den Wahlabend habe ich live aus New York an verschiedenen Spots mitverfolgt. Meine Eindrücke habe ich in diesem Beitrag festgehalten.

Am Tag nach der Wahl regnet es passenderweise in New York. New York, ein Staat, der demokratisch wählt. Nach der langen Wahlnacht, dem langen und teilweise unmoralisch geführten Wahlkampf herrscht bedrückte Stimmung in der Metropole. „Am Anfang waren alle so aufgeregt“, berichtet Désirée von der Wahlparty Clintons im Javiers Convention Center. „Jetzt, nachdem Trump auch Florida für sich entschieden hat, haben alle den letzten Funken Hoffnung verloren“.

„Nie in meinem ganzen Leben habe ich den Times Square so ruhig erlebt. Es ist gruselig“, beschreibt ein New Yorker die Stimmung am Times Square. Angespannte Stille herrscht hier, während die Wahlergebnisse live auf den großen Flatscreens übertragen werden. Nur ein Mal gibt es Jubel, als Hillary zu später Stunde unverhofft noch mit einigen Wahlmännern aufholen kann. Doch die Entscheidung scheint gefallen, die Zahlen beweisen es. Dennoch: Es scheint in den Köpfen der Meisten nicht angekommen zu sein. Es herrscht Fassungslosigkeit am Times Square. „Es ist wie beim Brexit“, erzählt ein Brite frei heraus „niemand hätte dieses Ergebnis erwartet“.

Die sonst pulsierende, lebendige Stadt steht in dieser Nacht still. Auch am Rockefeller Center, das viele Touristen besuchen, um dort die Wahl zu verfolgen, ist es ruhig, es herrscht bedrückte Stimmung. Es ist ein unheimlicher Kontrast aus voll besetzten Bars, einem großen Polizeiaufgebot, riesigen Trucks, welche an den Seiten der Straßen aufgestellt sind und als Sicherheit- sowie als Sichtschutz dienen, aus bevölkerten Plätzen, Schaulustigen aus aller Welt, blinkenden Lichtern und dann… dieser Stille.
Als klar wird, dass Hilary sich nicht gegen Trump durchsetzen konnte, gab es nach stundenlangem Atemanhalten Tränen im Javiers Convention Center.

Am Times Square nimmt ein moderater Trump-Supporter Stellung: „Ich wünsche mir, das Trump seine Versprechen hält. Mir ist bewusst, dass es große Sorgen in der internationalen Politik gibt darüber, was sein Sieg für die Zusammenarbeit unter den Staaten, aber auch für Amerika bedeuten wird. Für mich heißt der Sieg Trumps, dass es Hoffnung auf Änderung gibt. Das Land hat viele Probleme, für die auch Trump nicht die optimale Lösung verspricht. Unter der Trump ist eine Veränderung aber wahrscheinlicher, als unter der Lügnerin Hillary“, deren Verhaftung von viele Trump-Supportern lauthals gefordert wird.
Erstmals in der amerikanischen Geschichte halten sich beide Kandidaten zur Bekanntgabe der Wahlergebnisse in derselben Stadt auf. Während vor dem Trump Tower zu früherer Stunde noch alles ruhig bleibt, gibt es einigen Trubel vor dem Hilton Hotel Ecke 55 Straße, 6th Avenue. Trump hatte alle Swing-States für sich entscheiden können, das Hillary noch aufholen würde, ist immer unwahrscheinlicher. Dazu wäre sie auf Staaten mit hoher Arbeitslosigkeit wie Michigan angewiesen, die mutmaßlich eher an ihren Konkurrenten gehen würden. Gegen 2:30 Uhr New Yorker Ortszeit schließlich steht der neu gewählte Präsident im Hilton Hotel vor seinen Wählern und äußert sich zu seinem Wahlsieg. Eine chinesische Journalistin lässt mich in ihre Smartphone blicken, auf dem sie die Rede live mitverfolgt. Wir werden angerempelt von einem Gedränge aus Polizisten, Wählern, Journalisten und Schaulustigen, die eine Traube bilden um einige scheinbar angetrunkene, euphorische Trump-Supporter. Sie brüllen Parolen. Mit der fortschreitenden Rede Trumps entspannt sich die Situation zunehmend. Die Nacht neigt sich dem Ende zu.

What a crazy night. Ich sitze in einem Yellow Cab und kneife mir in dem Arm.
Mandy Lüssenhop
Dieser Artikel wurde in keinem konventionellen Medium publiziert.
Bildquelle Titelbild: US-Amerikanische Nationalflaggen werden während der Wahlnacht geschwenkt, eigene Aufnahme