Die Anderen – und Ich

Der Anschlag am Mittwoch auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Das Magazin äußert in polemischer Weise durch Karikaturen religiöse Kritik sowohl am islamischen Fundamentalismus, als auch an der katholischen Kirche. Die beiden Attentäter, von denen die französische Regierung bereits Fahndungsbilder veröffentlicht hat, sollen mit ihrem Anschlag auf das Magazin den Propheten Mohammed gerächt haben wollen. Entsprechende Ausrufe wie Allahu Akbar sollen ihrerseits gerufen worden sein. Es sind zwei Debatten gestartet worden: jene um Pressefreiheit und jene um den Islam im Westen.

Europa befindet sich in einem Ausnahmezustand der Angst, in dessen Rahmen Sicherheitsmaßnahmen nicht nur in Paris getroffen werden.
Staatsoberhäupter und Regierungschefs wie Angela Merkel, Barak Obama, Wladimir Putin und natürlich François Hollande sprechen sich klar gegen den Terrorismus aus.
Die Gedanken seien bei den 12 Toten, darunter zwei Polizisten, ihren Familien und der französischen Nation. Dieser sprach Merkel ganz klar die deutsche Unterstützung aus. Obama legte seine Betonung auf die Werte, die Frankreich und die Vereinigten Staaten teilten: Freiheit in Wort und Schrift.

Deutlich wird: trotz einer Menge an Bestrebungen und Einrichtungen, die verschiedene Staaten global miteinander verbinden sollen, gibt es noch immer Meinen Staat – und Die Anderen. Wir unterstützen die Anderen, wenn diejenigen, die noch Andersartiger sind, diese bedrohen, weil sie anders sind.

Der Westen sieht nach dem Anschlag seine Pressefreiheit und den Grundsatz der freien Meinungsäußerung bedroht und die Sicherheit aller westlichen Einrichtungen, die diese Grundsätze vertreten.
In islamisch geprägten Ländern gilt im Gegensatz die kulturelle Auffassung, kritischen Äußerungen als Ausspruch von Feindschaft anzusehen. Freunde kritisiert man nicht.


Wer sind diese Anderen? Sie verstehen uns nicht, wir verstehen sie nicht.

Wir können nicht durch die Welt laufen, auf unseren Ansichten beharren und nicht versuchen, andere Weltanschauungen zu verstehen. Wir können nicht einfach einen Anschlag verüben, uns gruppieren und einen patriotischen Namen geben und schon haben wir unsere eigene Ansicht durchgesetzt und jede andere verdrängt.

Es ist ein Fehler sowohl von westlichen rechten Gruppierungen, als auch von islamischen Fundamentalisten zu glauben, dass in der Welt nur eine Richtung bestehen kann.
Wir müssen uns übereinander aufklären, uns informieren, bilden und uns bemühen, die „Anderen“ kennen zu lernen.

Verstehen bedeutet, dass wir die Pluralität akzeptieren. Unsere Ansichten, Grundsätze und Meinungen werden nicht von jedem geteilt und wir können andere Ansichten, Grundsätze und Meinungen verstehen und nachvollziehen, ohne sie für uns übernehmen zu müssen. Wir können niemanden zwingen, seine eigenen Grundsätze zugunsten von unseren eigenen aufzugeben. (Dieser Versuch wird erfolglos seit Jahrhunderten unternommen. Ich schlage vor, ihn fallen zu lassen).
Akzeptanz bedeutet, diese Differenzen zu reflektieren und nicht auf den Anspruch zu bestehen, dass die eigenen Grundsätze und Ansichten besser seien. Es bedeutet anzuerkennen, dass das „Andere“ genau so richtig sein kann, wie das, was uns Bekannt ist.
Wie müssen uns fragen: Wer denkt wie warum? Was bin ich gewohnt, wie denke ich eigentlich? Wenn wir uns selbst kennen, fällt es uns leichter, Andere kennen zu lernen. Das heißt nicht, dass wir uns selbst aufgeben müssen.

Wir sehen: Mit Feindschaftsbekundungen und Abgrenzungen wird nichts und wieder nichts erreicht: Nur unermesslicher Schaden. Reflexion und Aufklärung sind essentiell, um einige wichtige Dinge zu verstehen, mit denen Akzeptanz und Verständnis erreicht werden können:
1. Es besteht Pluralismus.
2. Der Islam ist eine friedliche Religion.
3. Fundamentalisten gibt es nicht nur im Islam.
4. Fundamentalisten fehlinterpretieren ihre Religion zugunsten von Terror und Gewalt.
5. Der Feind ist nicht der Islam, der Feind ist der Terrorismus
stellt Christian Bangel ganz richtig in seinem Kommentar für Die Zeit fest.


Schaden wie der Anschlag in Paris, der Anschlag in Boston, die Anschläge der NSU können verhindert werden

Welcher Grundsatz rechtfertigt, verteidigt zu werden, in dem man Menschenleben nimmt? Kein Einziger: Trotz aller Verschiedenheit gibt es einen Grundsatz, der überall der Gleiche ist, nämlich die Natürlichkeit des Lebens in Frieden zu respektieren.
Es ist wichtig, dass es verschiedene Grundsätze, Ansichten und Meinungen gibt. So werden die Pressefreiheit und die Äußerung von Kritik in islamisch geprägten- und in westlichen Ländern niemals vergleichbar sein können. Doch für alle, die diesen einen Grundsatz neben der Pluralität gemeinsam haben, entsteht bei Akzeptanz dieser Pluralität und beim Verständnis der „Anderen“ eine unermessliche Bereicherung: statt Konflikten mit „Den Anderen“ entsteht Frieden mit „Den Anderen“.

Mandy Lüssenhop

Dieser Artikel wurde in keinem konventionellen Medium publiziert.

Bildquelle Titelbild: Unsere Welt bewegt sich immer mehr zu einer globalisierten Gemeinschaft, Pixabay (CC)

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